Steuersatz warten und einstellen

Steuersatz warten und einstellen –
das Problem mit der „gerasterten“ Lenkung

Ein häufig auftretendes Problem mit dem Steuersatz ist das Auftreten von sog. „Rasterung“.
Dies äußert sich darin, daß die Gabel sich nicht gleichmäßig (ohne oder mit geringstem Widerstand) drehen läßt, sondern in bestimmten, regelmäßigen Abständen quasi einrastet.

Oft wird dieses Problem erst im Rahmen einer Wartung bzw. beim Einstellen des Steuersatzes entdeckt.

Vorab: Ein ‚gerasterter‘ Steuersatz ist nicht per se gefährlich – aber er kann das werden, wenn der Steuersatz in einer der Rastenpositionen spielfrei eingestellt wird. Dann kann das Steuerlager festgehen bzw. klemmen, wenn ein größerer Lenkausschlag vorgenommen wird.

Ursache der Rasterung ist eine spezielle Form von Lagerverschleiß, die bei langsam bzw. gar nicht rotierenden Kugel- und Wälzlagern durch Vibration entsteht. Im Extremfall sieht das von innen so aus:

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Bei Gewindesteuersätzen kann man das Steuerlager häufig noch retten, wenn dieser Verschleiß noch nicht zu gross ist. Das lohnt sich schon deswegen, weil das ein- und auspressen der Schalen und Konen nicht unaufwendig ist und auch die Gefahr der Beschädigung der Lagersitze an Gabel und Steuerrohr gegeben ist. Ausserdem kosten gute Steuerlager nicht unter 50 Teuros…

I.d.R. sind die Kugeln in den beiden Lagern nicht lose, sondern in einem ringförmigen Käfig befestigt. Dieser Käfig hat im zusammengebauten Zustand keinerlei (positve) Funktion und dient nur dem vereinfachten Zusammenbau des Lagers. Tatsächlich fördert er den Verschleiß, da erstens weniger Kugeln in das Lager passen, und zweitens die Kugeln immer im gleichen Abstand zueinander gehalten werden.

Man besorgt sich also neue Kugeln (da Kugeln spottbillig sind, sollte man bei jeder Konenlagerwartung die Kugeln tauschen!), und zwar einige mehr, als in den Käfigen stecken.

Konuskugellagerarbeiten sollte man nie über harten Böden (Laminat oder gar Fliesen) machen, da herunterfallende Kugeln sonstwohin springen.

Nachdem Lagerschalen und Konen penibel gereinigt wurden (Achtung: auch Gabelschaft und das Innere des Steuerrohres sollten so sauber sein, daß da nichts mehr rieseln kann! Ruhig mit Fett eincremen!), die beiden Schalen ganz gleichmäßig mit dickem Fett füllen. Hervorragend geeignet ist Autol Top 2000 seewasserfestes Wälzlagerfett. Ein transparentes Fett erleichtert den nächsten Arbeitsschritt!

Nun wird eine Kugel nach der anderen in das Fettbett in die Lagerschale gedrückt.

Achtung: runtergefallene Kugeln nicht aufheben, lieber eine neue nehmen. Die runtergefallenen Kugeln kann man hinterher im Terpentinbad reinigen und aufheben, wenn man will. Abwischen reicht nicht!

Am Besten zählen: Es muss mindestens eine Kugel mehr sein, als im Kugelkäfig stecken. Weitere Kugeln hineinschieben, bis keine mehr passen.

Wichtig: Dann eine Kugel herausnehmen!

Nun kann der Gabelschaft vorsichtig durch das Steuerohr geschoben werden, bis der untere Konus in die untere Lagerschale gleitet. Vorsichtig drücken und drehen, um das Fett zu ‚verquatschen‘ und die Kugeln an die richtigen Positionen zu drücken. Das Lager konstant unter leichtem Druck halten – wenn es auseinander rutscht, können Kugeln herausfallen, und dann kann man ganz von vorne anfangen, incl. Reinigung.

Obere Lagerschale vorsichtig auf den Gabelschaft schrauben. Hoffentlich habt ihr vorher das Gewinde des Gabelschaftes gereinigt (Terpentin und Drahtbürste) und leicht gefettet, sonst kann Dreck und Abrieb das offene, frisch gefettete obere Lager fallen….

Lager (vorläufig, ruhig etwas zu lose) einstellen und leicht kontern. Nach 10-20 Km Fahren hat sich das zähe Fett endgültig verteilt. Erst jetzt macht eine genaue Lagereinstellung Sinn.

Durch die nunmehr größere Anzahl von Kugeln und ihre größere Beweglichkeit kann das Lager nicht mehr „rasten“. Es könnte sich aber etwas rauh anfühlen beim Drehen – beim Fahren aber nicht wahrnehmbar.

Nach 100-200 km Lagereinstellung prüfen u. ggfs. korrigieren. Vor allem zu fest ist sehr schlecht.

Georg, 2011

Radsport im Alten Land